Frühstückspension für die Caritas
2014-2016, Unternalb bei Retz
design.build studio
betreut von Peter Fattinger
ZT: Friedreich ZT GmbH
Planung & Bau / Möbelbau, Corporate- & Grafik-Design, Betreuung Blog



In einem historischen Filialgebäude des Stifts Göttweig in Unternalb bei Retz betreibt die Caritas eine Einrichtung mit einer biologisch geführten Landwirtschaft, Werkstätten und Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung. Ein freier Trakt des denkmalgeschützten Ensembles wurde zu einem Beherbergungsbetrieb umgebaut, der jetzt von den Menschen mit Behinderung eigenverantwortlich als Frühstückspension betrieben wird.
In dem zweigeschossigen Bestandsgebäude wurde auf einer Nutzfläche von ca. 350 m2 neben Gästezimmern für zehn Personen eine großzügige Gemeinschaftsküche geschaffen, die auch für die Weiterverarbeitung der Produkte aus der eigenen biologischen Landwirtschaft dient. Im Obergeschoß gibt es einen großartigen Gemeinschaftsraum, der für Seminare, Vorträge, aber auch zum Spielen und Filmschauen genutzt werden kann.
An der baulichen Umsetzung waren nicht nur die Studierenden beteiligt, sondern wir konnten auch die eigenen Maurer-, Metall- und Holzwerkstätten des Betriebs miteinbeziehen.


Das Ziel beim Umbau war, den besonderen historischen Charakter und den Genius Loci des Standortes zu erhalten, ohne auf zeitgemäße, gestalterisch anspruchsvolle und wertige Lösungen zu verzichten.
Das design.build studio der TU Wien, das in der Vergangenheit schon verschiedene Bauprojekte mit und für die Caritas durchgeführt hat, wurde eingeladen, mit den Studierenden eigenständig ein entsprechendes architektonisches Konzept für die bauliche Adaption zu entwickeln. Dieses konnte dann auch in Kooperation mit lokalen Fachfirmen, den in den Caritas-Werkstätten beschäftigten KlientInnen und mit der Unterstützung eines umsetzungserfahrenen Architekturbüros – Friedreich ZT GmbH – eigenhändig in die gebaute Realität umgesetzt werden.


In dem zweigeschossigen denkmalgeschützten Bestandsgebäude mit einer Nutzfläche von ca. 350m² wurden im Obergeschoss fünf Gästezimmer für insgesamt zehn Personen sowie ein Gemeinschaftsraum geschaffen. Die großzügige Raumhöhe von beinahe viereinhalb Metern ermöglichte es, die Badezimmer als freistehende Sanitärblöcke auszuführen. Dies schafft einerseits einen entsprechenden Respektabstand der Einbauten zu den historischen Decken, deren Gemälde zum Teil im Zuge des Umbaus freigelegt wurden, und ermöglicht andererseits eine Nutzung der begehbaren Flächen über den Bädern als Galerie, Rückzugsbereich oder als Zusatz-Schlafplatz. Diese „Raum-in-Raum-Lösung“, mit seinen zusätzlichen, begehbaren Ebenen stand auch Pate für den Namen des Projekts: OBENauf in Unternalb.
Auch der Gemeinschaftsraum spielt mit der großen Raumhöhe und bietet eine Sitzstufenlandschaft, die bis auf eine Galerie hinauf führt. Diese kragt an oberster Stelle in den beeindruckenden Gang hinein und schafft so neue Blickbeziehungen im historischen Umfeld. Während die Zimmer ohne TV-Geräte ausgestattet sind, verfügt der Gemeinschaftsraum über einen Beamer und ist somit als Heimkino, Vortrags- oder Seminarraum verwendbar.



Im Erdgeschoss werden die Räume durch die gewölbten Decken geprägt. Neben der Rezeption, die gleichzeitig als Hofladen fungiert, befindet sich hier der Frühstücksraum mit seiner großen, gemeinsamen Tafel. Hier schließt direkt die Küche an, die abends nach Vereinbarung auch von Gästen genutzt werden kann. Eine Besonderheit in der Küche stellen die von den Studierenden aus Hochleistungsbeton selbst gegossenen Küchenarbeitsplatten dar.
Während der herrschaftliche Eingangshof öffentlich ist, bietet der mit einer hohen Mauer umfangene hintere Garten ein sehr privates Ambiente. Ein baufälliges Nebengebäude wurde hier durch eine zeitgenössische Neuinterpretation aus Sichtbeton und Holz ersetzt. Das sogenannte Salettl schafft einen überdachten Aufenthaltsbereich und einen zusätzlichen Arbeitsraum am Außenbereich. Ebenso aus Sichtbeton wurden Hochbeete, ein Grillplatz sowie Sitzgelegenheiten im Hof gegossen. Um eine barrierefreie Erschließung zu ermöglichen wurde ein Annex im Hof entkernt und für den Einbau eines Lifts genutzt. Außerdem wurde der Garten mit Rasengittersteinen als barrierefreier Landschaftsteppich gestaltet.


Projektberichte & Presse:
Fotos: © Markus Fattinger